Jetzt werden wir endgültig sesshaft. Schon zum dritten Mal machen wir Winterferien im selben Ferienhaus in Vats bei Ål. Die Gegend ist schön, es gibt viele Loipen, das Ferienhaus ist gut ausgestattet und sehr günstig. Es gibt einfach keinen zwingenden Grund, sich nach etwas Anderem umzusehen. Hier ist unser Reisebericht:
(Hinweis: die kleinen, dick umrandeten Bilder sind Thumbnails. Wenn du draufklickst, kannst du dir die große Version ansehen.)
Gegen 17.15 Uhr kommen wir endlich los. Bei gelegentlichen Schneeschauern legen wir die Strecke von Hamburg nach Kiel in einer Stunde und fünfzehn Minuten zurück und schiffen uns pünktlich um 18.30 Uhr nach Göteborg ein. Die Fähre wurde offensichtlich vor kurzem neu eingerichtet. Außerdem ist der Kabinenbereich auf Deck 11, wo wir wohnen, nur mit Schlüsselkarte zu betreten.
Wir gehen zunächst ein wenig einkaufen und versuchen anschließend unser Glück an den zahlreichen Daddelautomaten. Und siehe da: wir haben tatsächlich Glück. Wir (meistens Conni) gewinnen dreimal 80 SEK, einmal 40 SEK und einmal 25 SEK. Soviel haben wir noch nie gewonnen! Das Meiste verspielen wir wieder, aber einige Krönchen bewahren wir uns für die Rückfahrt auf.
Nach dem wie immer leckeren Büfett inkl. Wein und Bier geht’s ins Bett. Mitten in der Nacht wache ich auf. Ein Deckenpaneel klappert im Takt der stampfenden Maschine und lässt mich nicht wieder einschlafen. Erst als ich das Klappern durch ein Stück zusammengefaltetes Papier etwas dämpfen kann, schlafe ich wieder ein.
Wir genießen das Frühstücksbüfett, während draußen die Sonne von einem blauen Himmel strahlt. Als wir um 9.15 Uhr die Fähre verlassen, wundern wir uns, dass es so langsam voran geht. Nach kurzer Zeit sehen wir, dass alle PKW-Fahrer ins Röhrchen blasen müssen. Die Polizei führt einen Alkoholtest durch. Als ich an das gestrige Büfett mit Wein und Bier denke, wird mir etwas mulmig. Das Ergebnis ist aber negativ (puh, wieder Glück gehabt), und so machen wir uns bei −9,5°C und strahlend blauem Himmel auf den Weg zu unserem Ferienhaus.
Wie üblich geht es über die Sequenz E6, E18, Oslo, E16, Rv7. An der E16 bei einem Ausläufer des Tyrifjorden machen wir bei einem Rasthof Halt und stärken uns mit einem Gourmet-Burger und Biffsnadder (Rindergeschnetzeltes), sehr lecker und reichhaltig. Weiter geht’s. Die Temperaturen sinken, je länger wir unterwegs sind. Nachdem wir in Gol eingekauft haben und die Sonne schon tiefer steht, sind es bereits −14,5°C.
−19,5°C, es wird kälter und kälter.
Doch das ist noch lange nicht der Tiefpunkt. Kurz vor Ål geht es rechts ab, rauf nach Vats. Nach der 1°/100-m-Regel müssten wir bei ca. −18°C ankommen. In der Tat sinkt die Temperatur mit zunehmender Höhe. Bei −19,5°C machen wir ein Foto vom Autothermometer, aber es geht noch weiter.
−24°C, Rekordtemperatur.
Als wir bei unserer Hytte ankommen sind es −21,5°C. Unser Vermieter ist gerade da und heizt ein; nett von ihm. Es ist bereits sehr warm in der Hytte. Beim Auspacken müssen wir jedes Mal, wenn wir das Haus betreten oder verlassen, einen Temperaturunterschied von ca. 40°C bewältigen.
Als das Auto leer geräumt ist, stelle ich fest, dass unser Vermieter technisch aufgerüstet hat. Wir haben jetzt Sat-TV! Mir fällt ein, dass heute ein Bundesligasamstag ist und die Sportschau gerade läuft. Als ich sehe, dass der HSV bei den Bayern mit 2:1 gewonnen hat, findet der Tag einen perfekten Abschluss. Juchuh!! Später, als wir ins Bett gehen, ist die Temperatur auf −24°C gesungen. So kalt hatten wir es noch nie.
Am Morgen scheint die Sonne wieder, und es ist mit −23°C immer noch bitterkalt. Das Wohn-/Esszimmer, das gestern noch so kuschelig warm war, weist jetzt nur noch mickrige 12°C auf. Nachdem der Kaminofen angeheizt ist, frühstücken wir bei 14°C, aber die Tendenz ist eindeutig steigend.
Verkehrsschild
Wir verbringen den Vormittag mit Spielen und Lesen. Gegen Mittag sind draußen nur noch −9°C, und wir beschließen, dass es jetzt warm genug für eine erste kleine Skitour ist. Zunächst müssen wir aber die paar Kilometer zum Skarslia Ski- og Akesenter fahren, um uns Skiausrüstungen zu mieten. Man empfiehlt uns blaues Wachs dazu, das wir – wieder zurück in der Hytte – auf die Gleitflächen auftragen. Dann geht es los zur Nordheim Fjellstue, wo sich einige Loipen kreuzen. Wie im letzten Jahr nehmen wir zum Eingewöhnen zunächst einmal die 2,5 km lange Trimløype. Sie ist abwechslungreich und gut geeignet, um wieder ein Feeling für die verschiedenen Stile zu bekommen.
Wir haben unsere Skier zum ersten Mal gewachst und haben den Eindruck, dass sie etwas schlechter gleiten als sonst. Dafür klappt das Steigen allerdings besser. Die 2,5 km schaffen wir schnell, das Gleiten durch die schöne Landschaft an klarer, kalter Luft macht Spaß, und so drehen wir noch eine kleine Extrarunde auf einer angrenzenden Loipe. An einer Kreuzung passiert es dann: Ich schaffe es nicht von einer in die andere Spur umzusetzen, und im Fallen stütze ich mich reflexartig auf einen der Skistäbe. Unter meinem Gewicht kracht der Glasfaser-verstärkte Kunststoff und der Stab knickt um. Hm, und nun? Wir beschließen morgen noch einmal zum Skarslia Ski- og Akesenter zu fahren, um die Sache zu klären.
Hier geht’s lang
Es ist weiterhin sonnig und kalt. Am späteren Vormittag haben wir uns zu einer Tour am Bergsjø entschieden. Die Uværsløype soll es werden. Zunächst müssen wir aber noch zu unserem Skiverleiher, um das Missgeschick mit dem Skistab zu beichten. Das entpuppt sich als völlig problemlos. Der Stab wird anstandslos getauscht. Na, dann kann es ja los gehen.
Kleine Pause an der Uværsløypa
Puh, den Berg hätten wir hinter uns
Blick über den Bergsjø auf das Massiv Reineskarvet
Blick zurück auf die im Gegenlicht schimmernde Schneelandschaft
Der Parkplatz am Bergsjö ist gebührenpflichtig. Wir legen die geforderten 45 NOK in einen Umschlag, auf den wir unser Autokennzeichen geschrieben haben, und werfen ihn in einen Behälter. Ein Abschnitt des Umschlags kommt sichtbar ins Auto. Dann düsen wir bei schönstem Wetter los.
Zunächst geht es ein Stück in der Nähe des Bergsjøs entlang, dann biegen wir rechts ab. Die Loipe führt erst einmal bergab Richtung Tal, dann biegen nach links ab, und es an einer Straße entlang. Wir durchqueren ein Ferienhausgebiet, um dann wieder bergauf in die Wildnis zu enteilen. Zeit für eine Pause. Wir sind ja nicht auf der Flucht. Wir genießen unsere Brote bei strahlendem Sonnenschein und einem fantastischen Blick ins Tal.
Blick über den Bergsjø auf das Massiv Reineskarvet
Auf dem zugefrorenen Bergsjø, rechts das Hotel Bergsjøstølen
Loipenschild im Abendlicht
Jetzt geht es weiter durch die Berge. In dem unberührten Schnee neben der Loipe sehen wir eine frische Hasenspur. Das Tier sehen wir allerdings nicht. An der nächsten Loipenkreuzung biegen wir links ab, Richtung Bergsjø. Es geht stetig bergauf, und Annika fängt an sich über Schmerzen an den Fersen zu beklagen. Blasen! Sie nimmt die Skier ab und geht zu Fuß weiter, was zwar auch wehtut, aber doch etwas besser geht. Inzwischen ziehen ein paar Wolken auf und der ein schneidender Wind kommt auf. Oben angekommen entschädigt uns ein sagenhafter Blick über die Bergsjøområde (Bergsjøgegend) mit dem Gebirgszug Reineskarvet im Hintergrund. Wieder ein Päuschen; ich muss Fotos machen. Langsam kommt die Sonne wieder. Jetzt geht’s bergab zum Bergsjø, und Annika kann auch schon wieder besser fahren. Als wir beim Bergsjø ankommen, haben wir noch immer Lust Ski zu fahren, und so biegen wir rechts statt links ab, um noch eine kleine Runddtour über den Bergsjø anzuschließen. Als wir halb rum sind und sehen wie weit es noch ist, beschließen wir über den zugefrorenen See abzukürzen. Mal eine neue Erfahrung, so ganz ohne gespurte Loipe.
Als wir beim Auto ankommen sind wir ganz schön erschöpft, aber froh, es geschafft zu haben. Insgesamt sind wir 10 km in ca. 4½ Stunden gefahren. Das Thermometer zeigt in der Sonne −9°C an. Als wir auf dem Rückweg durch eine längere Schattenstrecke fahren, sinkt die Temperatur auf −14,5°C.
Am späteren Nachmittag machen wir dann noch einen Ausflug in die große Stadt, Ål ;-) Dort kaufen wir den örtlichen Kiwi leer, und machen es uns anschließend zu Hause gemütlich.
Strahlender Sonnenschein über der Bygdeløypa
Die tiefstehende Sonne wirft Schatten von Bäumen auf den Schnee
Die Sonne scheint durch den Winterwald
Es ist sonnig und mit −16°C nur noch mäßig kalt, jedenfalls im Vergleich zu den letzten Tagen. Nachdem wir gestern eine eher lange Tour gemacht hatten und angesichts der Tatsache, dass Annikas Blasen noch nicht ganz verheilt sind, wollen wir heute nur ein bisschen Skifahren. Wir machen uns auf zur Nordheim Fjellstue. Dort begeben wir uns auf die Bygdeløypa Richtung Vats. Die Loipe folgt dem Tal bis zum Vatsfjorden. Da Annika zu Fuß unterwegs ist, kommen wir nicht allzu schnell voran, aber das Wetter ist super und die Luft herrlich klar. Als wir gerade eine kleine Pause machen, überholt uns eine Schulklasse. Die Kinder fahren so behende und sicher, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht, was wahrscheinlich auch stimmt. Wir drehen um und fahren wieder nach Hause, um Annikas Fersen nicht unnötig zu strapazieren.
Am Nachmittag überlegen wir uns spontan nach Geilo zum Kaffeetrinken zu fahren. Gesagt, getan. Wir düsen nach Ål und von da aus auf dem Rv7 weiter bis nach Gol, dem berühmten Skiort. Als wir in Geilo ankommen ist es bereits ca. 16.30 Uhr. Ein passendes Café finden wir nicht, und so begeben wir uns in ein kleines Einkaufszentrum. Bis auf Supermärkte haben alle Geschäfte bereits um 17 Uhr geschlossen. Wir stapfen noch ein bisschen durch Geilo, aber so richtig warm werden mit der Stadt nicht, was auch an den Temperaturen liegen kann. Die Sonne ist bereits hinter den Bergen verschwunden, und bei ca. −10°C spaziert es sich nicht so gut.
Auf dem Rückweg machen wir noch einen Zwischenstopp in Ål und überfallen den örtlichen Rimi. Dann machen wir uns einen gemütlichen Abend.
Einmal musste es ja soweit kommen: Es ist bewölkt. Den Vormittag verbringen wir zu Hause. Am Nachmittag geht es noch einmal auf die Bygdeløypa. Dieses Mal lassen wir das Auto stehen und tasten uns vorsichtig auf Skiern über das gegenüber der Straße liegende Feld bis zur Loipe. Kurz bevor wir da sind sackt Conni tief in den Schnee ein, und bei dem Versuch mit Hilfe der Skistäbe aufzustehen, gibt es wieder ein krachendes Geräusch. Der zweite Stab dieses Urlaubs ist angeknackst. Allerdings ist er nicht so gründlich gebrochen wie der Erste, so dass man ihn vorsichtig weiter benutzen kann.
Mittlerweile ist die Bewölkung dünner geworden, und blaue Flecken bereichern den Blick in den Himmel. Nach einigen Kilometern erreichen wir den Vatsfjorden, einen See in der Nähe des Ortes Vats. Wir laufen ein Stückchen am See entlang, bevor die Loipe eine Schleife macht und es wieder zurück geht. Insgesamt eine angenehme Tour, die auch für Anfänger gut geeignet ist. Am Abend flicken wir den angbrochenen Stab mit Pflastern. Danach ist er so gut wie neu, jedenfalls was die Stabilität angeht.
Es hat nachts geschneit, und auch am Vormittag schneit es weiter. Gegen Mittag machen uns auf nach Gol. Dort shoppen wir ein wenig, und unser Auto wird gefüttert.
Am Nachmittag entscheiden wir uns trotz des Schneefalls für eine Tour über die Trimløype. Das geht ganz gut, und auch der getapete Stab hält durch, sodass wir noch eine kleine Extratour dranhängen, bevor es wieder bach Hause geht.
Blick aus dem Küchenfenster
Das Wetter ist prächtig, kalt aber sonnig. Wir beschließen, es mit einer etwas längeren Rundtour zu versuchen. Die Mjåvassløypa führt in einem langen Bogen zur Bygdeløypa, die uns dann nach insgesamt 12 km wieder zum Ausgangspunkt bringen soll.
Gegen Mittag kommen wir los. Start ist wieder bei der Nordheim Fjellstue. Die Mjåvassløypa führt von da aus über mehrere Kilometer nur bergauf. Wir sind die Loipe 2004 schon einmal ein Stück bergauf gefahren (damals ohne genau zu wissen, wo sie hinführt), und fanden es sehr anstrengend. Auch dieses Mal ist es anstrengend, aber wir haben unsere Technik seitdem ein wenig verbessert, und so geht es halbwegs gut voran. Allerdings macht uns ein scharfer, eisiger Wind zu schaffen. Nach einiger Zeit – wir haben vielleicht 2,5 km hinter uns – kommen wir an einen Abzweig. Wir überlegen kurz und entscheiden, dass die lange Tour heute nicht mehr zu schaffen ist, zumal wir unsere Skiausrüstung ja auch noch rechtzeitig wieder abgeben müssen. Wir wissen zwar nicht genau, ob wir wieder nach Hause kommen, wenn wir dem Abzweig nach rechts folgen, aber es geht immerhin in die richtige Richtung, und so wollen wir es versuchen.
Die Loipe ist hier nicht mehr in sehr gutem Zustand und endet zudem noch an einer Straße. Das war wohl nichts. Also wieder zurück. Auf dem Rückweg passiert es dann: ich fahre einen Hügel hinab, bei dem die Spur teilweise nicht mehr vorhanden ist, sodass sich ein Ski quer stellt und ich zur Seite wegkippe. Krack, macht meine linke Schulter beim Aufprall. Nach kurzer Inspektion ist klar, dass nichts gebrochen ist, puh, aber die Schulter schmerzt beim Anheben des Arms. Spätestens jetzt ist klar, dass wir zurück müssen. Also fahren/gehen wir wieder zur Nordheim Fjellstue. Anschließend geben wir die Skiausrüstungen ab und fangen an zu packen. Traurig aber wahr: morgen geht’s wieder nach Hause.
Eiskalt
Es ist wieder mal bitterkalt am Morgen, und strahlender Sonnenschein macht uns den Abschied schwer. Meine Schulter tut noch weh, aber es wird schon gehen. Wir packen, machen sauber und laden das Auto voll. Unser Vermieter kommt vorbei, um sich zu verabschieden und fragt, ob wir planen, in einer bestimmte Woche im Februar 2007 wiederzukommen. Er hätte da eine dänische Familie, die die Hytte dann gern mieten würden, wir hätten aber ein Vorrecht. Wir fühlen uns geschmeichelt, sagen, dass wir uns schon vorstellen können, wiederzukommen, aber nicht im Februar. Da sind die Hamburger Schulferien vor.
Die Fahrt nach Göteborg verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Wir fahren pünktlich an Bord, und nach dem leckeren Büfett geht’s in die Kojen. Schon wieder ein schöner Norwegenurlaub vorbei. Schade! Aber wir kommen wieder, ganz bestimmt …
03.01.2013:
Werbeeinnahmen 2012 gespendet
18.11.2012:
Fotos 2012 hochgeladen
15.04.2012:
Fotos unserer 2011er Norweg...