Das hatten wir im Jahr 2000 zuletzt. Für die erste Woche hatten wir ein Ferienhaus südlich von Bergen und für die zweite Woche eines in Byrkjelo (Nähe Nordfjord/Jostedalsbreen) gemietet. Die dritte Woche war noch ungeplant.
Hier folgen die Einzelheiten:
(Hinweis: die kleinen, dick umrandeten Bilder sind Thumbnails. Wenn du draufklickst, kannst du dir die große Version ansehen.)
Zur zweiten WocheDie erste WocheZur dritten Woche
Kurz vor 11 Uhr kommen wir endlich los. Es ist relativ kalt und regnet in Strömen. In der Hoffnung auf besseres Wetter in der Fremde fällt uns der Abschied von Hamburg nicht sonderlich schwer. Pünktlich um 12.30 Uhr, eine Stunde vor Abfahrt, stehen wir am Color Line-Terminal in Kiel zur Einschiffung nach Oslo bereit. Es geht schleppend voran, am Schalter sitzt eine junge Mitarbeiterin, die gerade eingearbeitet wird. Nachdem wir unsere Bordkarten erhalten haben, verzeihen wir ihr (bzw. der Organisation von Color Line) großzügig, denn wir haben statt der bestellten Zwei- eine Dreisterne-Außenkabine erhalten. Die entpuppt sich beim Beziehen als deutlich größer und bequemer als die eigentlich gebuchte Kategorie. Das fängt ja schon mal gut an :-)
Fahrstuhlschacht der »Prinsesse Ragnhild«
»Prinsesse Ragnhild« legt mit 15 Minuten Verspätung ab. Annika (knapp 8 Jahre) vertrauen wir der Kinderbetreuung (mit Clown-Vorführung, Malwettbewerb usw.) an und lassen die dänischen Inseln bei trübem Wetter mit gelegentlichem Regen sowie Kaffee und Kuchen in der »Princess Lounge« an uns vorüberziehen. Die weitere Zeit vertreiben wir uns mit Einkaufen und Spielen.
Hoffnung … auf besseres Wetter
Nach dem Abendbrot gibt es noch eine Showveranstaltung für Kinder mit Clowns, Zauberern und Captain Kid. Während die Kinder auf der Bühne den Ententanz vollführen, schlürfen wir genüsslich unseren Cocktail. Der Urlaub hat begonnen.
Als wir ins Bett gehen, haben wir den Eindruck, dass das Wetter einen Hauch besser geworden ist. In der Hoffnung auf möglichst wenige nächtliche Störer (vgl. vorhergehende Reiseberichte) schlummern wir ein.
Unglaublich aber wahr: die Nacht verlief absolut störungsfrei, Premiere! Es sind nur noch dünne Wolken am Himmel, und gegen 8 Uhr machen wir uns auf in den »Crystal Room« zum Tags zuvor bestellten Frühstücksbuffet. Wir haben unverschämtes Glück und erwischen einen der beliebten Tische am Fenster. Und während wir unser Frühstück genießen, präsentiert sich der langsam vorüberziehende Oslofjord zunehmend sonniger. Kein Vergleich mit dem verregneten Norddeutschland!
Nachdem ein nicht aufzufindender Fahrer unsere Ausfahrt aus der Fähre um fast eine halbe Stunde verzögert hatte, geht es gegen 10 Uhr auf der E18 in Richtung Westen los. Bei Knallvær (strahlend blauer Himmel, bis zu 25°C) geht es auf der E16 Richtung Nordwesten weiter.
Wer sagt denn, dass es in Norwegen immer kalt ist?
Da meine beiden Frauen von der Aussicht, durch einen 24,5 km langen Tunnel (Lærdalstunnelen) zu fahren, nicht gerade begeistert sind, wählen wir die landschaftlich ebenfalls beeindruckende Strecke über den RV7. Also biegen wir bei Hønefoss auf diese Straße ab und machen bei Nesbyen einen ersten Stopp. Während wir an einem idyllischen Flüsschen in der Sonne schwitzen, lernen wir, dass in Nesbyen 1970 mit 35,6°C der norwegische Hitzerekord aufgestellt wurde. Wir glauben es gern.
Kurz vor Gol kehren wir in einem Kro ein und verspeisen sündhaft teure Cheeseburger zum Mittag. Während wir auf der glücklicherweise überdachten Terrasse sitzen, zieht eine dunkle Wolke auf, lässt einige Tropfen Regen fallen und verschwindet genauso schnell wie sie gekommen war. Bevor wir in die an Supermärkten eher arme Hardangervidda aufbrechen, decken wir uns in Gol mit dem Nötigen fürs Wochenende ein. Von den Zeitungen strahlt uns das Kronprinzenpaar entgegen. Mette-Marit ist schwanger!
Anschließend will in Hol noch eine fotogene Kirche, erbaut 1924, in Szene gesetzt werden, dann geht es bergauf nach Geilo.
Nach einem Fotostopp an einem Gebirgssee auf der Hardangervidda, können wir auch einem am Straßenrand gelegenen Schneefeld nicht widerstehen. Auf über 1000 m und bei (trotzdem) über 20°C glitzert der Schnee in der Sonne. Bizarr.
Langsam kommen wir ins Grübeln, ob wir denn angesichts der vielen Zwischenstopps unser Ziel, zwischen 19 und 20 Uhr bei unserem Ferienhaus zu sein, noch erreichen können. Aber was sollen wir machen? Soviel Schönheit kann man doch nicht einfach links liegen lassen. Trotzdem werden wir wohl einige 1a-Fotomotive unserem wartenden Vermieter opfern müssen.
Den Wasserfall Vøringfoss können wir aber unmöglich ignorieren. Nur wenige Schritte vom Parkplatz entfernt öffnet sich eine tiefe, steile Schlucht. Vor den fast zweihundert Meter steil abfallenden Felswänden warnen nur ein paar Schilder (Eltern mögen doch bitte auf ihre Kinder aufpassen), Geländer o.ä. gibt es nicht. Der Wasserfall erzeugt beim Rauschen in die Tiefe eine konstante Wolke von feinsten Wassertropfen, so dass im Sonnenschein ein schöner Regenbogen zu sehen ist. Eigentlich müsste man hier noch länger verweilen, sich alles in Ruhe ansehen, noch weiter hinaufklettern, um einen besseren Blick zu bekommen, aber unser Vermieter sitzt uns im Nacken. Wir müssen weiter.
Auf der Fähre über den Hardangerfjord
Kurz vor Eidfjord geht es an einem See entlang zu einem Ausläufer des Hardangerfjords, dem Eidfjorden. Den überqueren wir, dem RV7 folgend, mit der Fähre Brimnes-Bruravik. Nach einem 7,5 km langen Tunnel, treffen wir wieder auf den Hardangerfjord, dem wir nun eine ganze Weile folgen. Einen Seitenarm überqueren wir über eine imposante Brücke (keine Zeit für Fotos). Die Straße ist teilweise sehr eng. Einmal können wir nur knapp vor einem entgegenkommenden Bus bremsen. Immerhin war der Busfahrer so nett, rückwärts bis zur nächsten Ausweichstelle zu fahren, so dass wir passieren können.
Bei Norheimsund verlässt der RV7 den Hardangerfjord und wir fahren über ein kleineres Gebirge, bevor wir auf den RV48 in südliche Richtung abbiegen. Die Straße ist teilweise sehr eng und somit langsam, und uns befallen wieder Zweifel hinsichtlich der rechtzeitigen Ankunft bei unserem Ferienhaus. Wir wechseln in Eikelandsosen auf den RV552 und anschließend bei Fusa auf eine namenlose Straße Richtung Strandvik. Um 20.05 Uhr erreichen wir unsere »Hytte«. Der Besitzer sitzt davor und bemerkt unsere pünktliche Ankunft. Die kleine Verspätung sei überhaupt kein Problem, lässt er uns in breitestem bergenser Dialekt wissen. Es folgt ein kurzer Rundgang durchs Haus, wobei wir ob des Dialekts nicht allen Erklärungen gänzlich folgen können. Dass die Waschmaschine letzte Woche kaputt gegangen ist, nehmen wir bedauernd zur Kenntnis.
Überhaupt stammt das Haus eindeutig aus dem letzten Jahrhundert: gebaut in den Fünfzigern, die Spülmaschine vermutlich aus den Sechzigern (funktioniert aber immerhin noch), die Kaffeemaschine vom Design her aus den Siebzigern, die defekte Waschmaschine aus den Achtzigern und in den Neunzigern soll umfassend renoviert worden sein.
»Unser« Ferienhaus
Blick aus dem Wohnzimmerfenster
Das Alter sieht man dem Haus überall an, aber wir werden uns schon einrichten. Immerhin ist es groß und liegt auf einem gepflegten Gartengrundstück mit Fjordblick.
Nach dem Auspacken, wird erst einmal auf der großen Terrasse Abendbrot gegessen. Ob sich das fantastische Wetter wohl bis morgen halten wird?
Insel im Bjørnafjord
Strahlender Sonnenschein begrüßt uns, nachdem wir erst einmal ausgeschlafen haben. Wir wollen es ruhig angehen lassen und richten uns zunächst noch weiter in unserem Haus ein. Dann wollen wir unsere nähere Umgebung ein wenig erkunden. Wir fahren einfach weiter auf der Straße, an der unser Haus liegt, passieren das eine oder andere verschlafene Nest und gelangen schließlich an den Fjord. Die Straße führt von Bucht zu Bucht, in denen wir immer wieder Fischzuchtanlagen entdecken, und endet schließlich bei einem Bauernhof.
Wir drehen um und machen Halt in Strandvik, wo uns auf der Hinfahrt eine weiße Holzkirche aufgefallen war. Eigentlich haben wir’s ja gar nicht so mit Kirche, aber die Gebäude lösen immer wieder einen Reiz im Knipszentrum meines Hirns aus. Auch diese weiße Kirche aus dem 19. Jahrhundert macht da keine Ausnahme, zumal sie sich im Sonnenschein von ihrer besten Seite präsentiert.
Die Fähre »Folgefonn« zwischen Venjanese und Hatvik
Nach einem Spaziergang durch das Dorf wollen wir den nur wenige Kilometer von unserem Haus entfernten Fähranleger Venjaneset inspizieren, um zu erkunden, wann die Fähre fährt, die uns morgen, wenn wir zu unserem ersten Bergen-Besuch aufbrechen wollen, über den Fjord bringen soll. Wir stellen fest, dass die Fähre so oft fährt, dass wir morgen einfach losfahren können, ohne uns um besondere Abfahrtszeiten kümmern zu müssen. Nach einem Eis und einem Spaziergang im Sonnenschein, fahren wir wieder zurück nach Hause.
Was uns heute besonders aufgefallen ist, sind die vielen Raser auf den Straßen. Bislang waren uns Norweger hauptsächlich als besonnene und sichere Fahrer aufgefallen. Dieses mal bemerken wir viele Norweger, zumeist Jugendliche, die rasen, als gäbe kein Morgen. Selbst in den unübersichtlichsten Kurven setzen sie zum Überholen an oder fahren mit stark überhöhter Geschwindigkeit durch Straßen, die kaum breiter als ihr eigener Wagen sind. Entgegenkommende Fahrzeuge? Egal, gestern kam auch keines …
Heute wollen zum ersten Mal in dieser Woche nach Bergen. Das Wetter ist zwar bewölkt, aber noch trocken. Also setzen wir uns in Bewegung Richtung Vanjaneset. Nach kurzer Zeit kommt unsere Fähre, und für 79 NOK (ein Wagen inkl. Fahrer, ein Erwachsener, ein Kind) werden wir innerhalb von 13 Minuten auf die andere Seite des Fjords nach Hatvik gebracht. Schon bald landen wir auf der E39, die uns auf direktem Wege nach Bergen führt. Der von uns auserkorene Parkplatz ist in ein Veranstaltungsgelände umfunktioniert worden und deshalb gesperrt. Da das Bergen Akvariet auf unserer Sightseeingliste steht, fahren wir langsam in dessen Richtung weiter. Alle Parkplätze, die wir passieren sind besetzt oder die Parkdauer ist auf zwei Stunden begrenzt. So kaufen wir uns schließlich für 50 NOK Parkzeit bis zum nächsten Morgen im Parkhaus des Aquariums. Einmal tief durchatmen, 250 NOK (zwei Erwachsene, ein Kind) wechseln den Besitzer und wir erhalten Einlass auf das Gelände des Bergen Akvariet.
Seehunde im Bergen Akvariet
Das Aquarium hat zwei Außenbassins. Eines für Seehunde und eines für Pinguine und Seehunde. Im Hauptgebäude gibt es unzählige thematisch geordnete Aquarien und Terrarien. Neben einheimischen Fischen und Meerestieren gibt es noch Ausstellungen zu Getier aus aller Herren Länder. So kann man sich beim Anblick von Echsen aller Art (inkl. Krokodilen), Piranhas oder auch Vogelspinnen Schauer über Rücken laufen lassen. Eine Ausstellung preist die Vorteile der Aquakultur, die als weitaus effektiver und umweltfreundlicher als die konventionelle Viehzucht dargestellt wird. Die Lachszucht wir in allen Einzelheiten gezeigt.
Na bitte, geht doch …
Gegen 15 Uhr werden die Tiere in den Außengehegen gefüttert. Die Seehunde zeigen neben der Mahlzeit noch einige Kunststückchen, die Pinguine erweisen sich als nicht besonders hungrig. Der eine oder andere lässt sich allerdings doch noch überreden, einen Fisch zu verschlingen. Besonders ein betagter kleiner Kerl mit einer Art »Pinselohren« hat sichtlich Mühe, den angebotenen Fisch zu verschlingen, schafft es aber schließlich doch.
Das Aquarium ist doch größer als man beim ersten Anblick denken würde, so dass es deutlich später als geplant ist, als wir uns in Richtung Innenstadt aufmachen. Inzwischen hat es angefangen zu nieseln. Auf dem Fischmarkt werden gegen 17.30 Uhr die Stände bereits abgebaut, aber wir erwischen einen, der noch geöffnet hat und uns ein Kilo frische »Reker« (Garnelen) verkauft. Anschließend spazieren wir noch ein wenig durch die Innenstadt. Die geplante Fahrt mit der Fløibana verschieben wir auf unseren nächsten Besuch in Bergen bei (hoffentlich) besserem Wetter. Dann wollen wir auch Fotos von den schönen alten Holzhausvierteln machen.
Mmmmmh…
Auf dem Rückweg zum Aquarium wählen wir einen anderen Weg und lernen so sehr unterschiedliche Viertel Bergens kennen. Nach der herausgeputzen Innenstadt kommen wir in ein eher heruntergekommenes Viertel mit vielen leerstehenden, verfallenden Gebäuden. Aber schon kurze Zeit später durchqueren wir schöne Wohngegenden mit alten restaurierten Holzhäusern, viele mit Blick auf den Hafen. Hier könnte man sich durchaus vorstellen zu leben.
Wieder am Aquarium angekommen machen wir uns auf den Heimweg. Kurz bevor wir von der E39 nach Hatvik abbiegen, lassen wir noch ein kleines Vermögen in einem großen »Rema 1000«-Supermarkt. Zurück in unserem Ferienhaus genießen wir unsere »Reker« mit »Loff« (Weißbrot), Majonäse und einem selbst importierten Riesling aus dem Rheingau. Lecker!
Der Wetterbericht hatte für heute Regen vorhergesagt, und er sollte leider Recht behalten. Trotzdem wollen wir nicht den ganzen Tag drinnen hocken und entscheiden uns für eine kleine Rundfahrt durch Fjell und Fjord.
Der Steindalsfossen bei strömendem Regen
Nachdem wir auf dem RV552 bis Eikelandsosen gefahren sind, nehmen wir den RV48 Richtung Tysse, wo wir auf den RV7 Richtung Norheimsund abbiegen. Kurz vor Norheimsund schießen wir bei strömendem Regen ein Foto vom Steindalsfossen aus dem geöffneten Autofenster. Im Ort selbst zieht es uns in einen »Rimi«-Supermarkt, wir brauchen noch so dies und das. Unter anderem erstehen wir ein »Dagbladet«, das auf Seite 1 meldet, dass Norwegen von der UN mal wieder zum Land mit der weltweit höchsten Lebensqualität gewählt wurde. Wenn es jetzt noch aufhören würde zu regnen, könnten wir dem glatt zustimmen.
Norheimsund, nach dem Regen
Als wir gegen 17.30 Uhr den Supermarkt verlassen, hat der Himmel tatsächlich seine Schleusen geschlossen … Wir machen einige Fotos von dem idyllisch am Fjord gelegenen Ort und fahren dann weiter.
Wir nehmen den RV49, immer am Hissfjorden (einem Teil des Hardangerfjorden) entlang. Immer wieder beneiden wir die Bewohner der kleinen Orte um ihre – trotz des grauen Himmels – fantastische Aussicht. Als einmal kurz die Sonne durch die Wolken blinzelt, sieht so aus als würde sie genau auf eine im Fjord liegende Insel schauen. Ein unwirklich scheinendes Bild. Ein wenig weiter kommen an einem »unbemannten« Stand mit Erdbeeren vorbei. Wir können nicht widerstehen, legen 25 NOK in die Kasse und nehmen uns einen Korb (ca. 500 g) mit dunkelroten, reif aussehenden Früchten, mit denen wir uns den Abend versüßen wollen.
Bei Mundhjem biegen wir wieder auf den E48 Richtung Eikelandsosen ab. Mitten auf der Straße steht plötzlich ein signalgelb gekleideter Mensch, der den Verkehr aufhält. Es werde gerade ein Film gedreht, in ein paar Minuten gehe es weiter, lässt er uns wissen. Als wir weiter fahren, sehen wir eine Art Schulhof, auf dem einige Kinder umherdüsen. Ein Beitrag für das Lokalfernsehen, denken wir uns. Später am Abend berichtet das Lokalfernsehen tatsächlich über die Dreharbeiten. Ein berühmter (?) italienischer Regisseur hatte die Abschlussszene zu seinem neuen Film gedreht. Aus irgendeinem Grund mussten dabei norwegische Kinder auf Sommerskiern (mit Rollen drunter) über den Schulhof düsen.
Die leckersten Erdbeeren der Welt
Die abendlichen Erdbeeren stellen sich als so ziemlich die leckersten heraus, die wir je gegessen haben. Zumindest kommt es uns so vor. Auf jeden Fall sind sie jede Øre wert.
Für morgen Nachmittag ist eine Wetterbesserung vorhergesagt worden, und wir nehmen uns einen längeren Ausflug vor: entweder die zweite Bergen-Tour oder eine Fahrt nach Flåm, mal sehen.
Es regnet. Wir entscheiden uns für Flåm als Ausflugsziel; für Bergen hoffen wir auf »noch« besseres Wetter. Der graue Himmel beflügelt unsere Unternehmungslust nicht gerade, und so kommen wir später los als ursprünglich geplant, viel später. Nach der bereits bekannten Strecke über den RV552 bis Eikelandsosen, dann den RV48 bis Tysse, nehmen wir dort den RV7 nach Norden und biegen bei Trengereid auf die E16 in nördlicher Richtung ab. Dort fahren wir zunächst am Sørfjorden und am Veafjorden entlang, bevor es bei Stanghelle ins Binnenland geht. Es folgen eine ganze Reihe von Tunnels. Langsam tauchen erste hellblaue Flecken am ansonsten einheitlich grauen Himmel auf und die Schauer werden allmählich kürzer. Sollte die Wettervorhersage schon wieder Recht behalten?
Der Tvindefossen bei Regen
Wir treffen auf das Vangvatnet und erreichen den Ort Voss, in dem dichter Verkehr, ja fast Stau herrscht. Als wir kurze Zeit später den Wasserfall Tvindefossen erreichen, halten wir für einen kurzen Fotostopp an. Direkt am Wasserfall befindet sich ein Campingplatz. Wir fragen uns, wie man hier bei dem ständigen Rauschen wohl schläft. Als wir uns über den Campingplatz dem Wasserfall nähern, fängt es wieder an zu regnen, und wir flüchten schnell zurück ins Auto.
Nichts desto trotz scheint sich das Wetter graduell zu verbessern. Bei Stalheim biegen wir ab zum dortigen Hotel, von wo aus wir einen Blick in die Schlucht Stalheimkleiva werfen wollen. Auf dem Parkplatz ist gerade ein Reisebus aus Itzehoe angekommen. Ein Herr (der Bürgermeister von Klein Pampau, wie sich herausstellt) sprich uns ob unseres Ratzeburger Nummernschilds an und fragt, wo wir denn herkämen und ob wir denn auch für den Erhalt der Schule in Siebeneichen seien. Als wir erklären, dass wir eigentlich aus Hamburg kommen und unsere Tochter dort auch zur Schule geht, ist die reichlich groteske Situation beendet.
Die Stalheimskleiva lässt sich von der Terrasse des Hotels aus bewundern. Man kann einfach durch das Hotel gehen. Das ist (bis 18 Uhr) sogar erwünscht, da man nur durch einen Souvenirshop zur Terrasse gelangt. Es wimmelt von Touristen (nicht nur denen aus dem Itzehoer Bus). Als es kurz schauert flüchten die Meisten in den Souvenirshop, und als wenig später die Sonne herauskommt habe ich die Terrasse fast allein für mich und meine Kamera. Die Aussicht ist überwältigend und wird auf den Fotos nur unzureichend wiedergegeben.
Nach diesem ausgiebigen Besichtigungsstopp fahren wir die kleine Straße weiter, um wieder auf die E16 zu gelangen. Es geht bei 18% Gefälle in Serpentinen vorbei an rauschenden Wasserfällen gen Tal. Plötzlich leuchtet die Ölkontrollleuchte im Armaturenbrett auf. Mir wird heiß und kalt, und ich male mir aus, wie wir uns aus dieser Wildnis abschleppen und den Wagen für Unsummen in einer norwegischen Werkstatt reparieren lassen müssen. Als wir im Tal angekommen sind, halten wir erst einmal an. Es sieht nicht so aus, als würde der Wagen Öl verlieren. Der Ölstand ist knapp über Minimum, aber der Wagen steht auch noch nicht lange genug waagerecht, um den korrekten Ölstand anzuzeigen. Als ich den Motor wieder starte, leuchtet die Lampe nicht mehr. Sollte der Öldruckschalter von dem extremen Gefälle in die Irre geführt worden sein? Wir beschließen, die Sache weiter zu beobachten. Ein ungutes Gefühl bleibt.
Bei Gudvangen wird getankt (Ölstand ca. ¾), bevor wir in den 11,4 km langen Gudvangatunnelen eintauchen. Kurz nachdem wir den hinter uns haben, kommt auch schon der Flenjatunnelen, der »nur« etwas über 5 km lang ist. An seinem Ausgang sieht man bereits Flåm. Jetzt hat sich die Sonne endgültig durchgesetzt. Wir haben uns gerade entschieden, eine Fahrt mit der Flåmsbana (Eisenbahn, die 863,5 m Höhenunterschied auf 20 km bewältigt) zu wagen, da fährt sie uns sozusagen vor der Nase weg (16.05 Uhr). Die nächste fährt erst um 17.15 Uhr. Wenn wir die nähmen, dann wären wir erst gegen 19.30 Uhr wieder zurück in Flåm. Dann noch ca. vier Stunden Rückfahrt zu unserem Ferienhaus … Wir verschieben die ganze Sache auf nächste Woche. Von dem Ferienhaus in Byrkjelo ist es auch nicht weiter nach Flåm als von unserem jetzigen aus.
Ein schöner Rücken kann auch entzücken. Das Kreuzfahrtschiff »Costa Romantica«
Also genießen wir den Sonnenschein und schauen uns ein wenig um. Der Blick auf den Aurlandsfjorden (der engste und tiefste aller Fjorde) ist umwerfend schön. Am Kai liegt ein riesiges (220 m) Kreuzfahrtschiff, die »Costa Romantica« aus Genf, dessen Gäste überall durch die Gegend wuseln. Wir gönnen uns ein Eis, schauen uns noch die Gleisanlagen und eine alte Lok an und schlendern zurück zum Parkplatz. Da sehe ich, wie etwas unter dem Auto in eine kleine Pfütze tropft. Doch Ölverlust? Zum Glück entpuppt sich die Pfütze als Wasser. Der Ölstand ist auf Max. Entwarnung! Es war also doch nur die starke Neigung bei der Stalheimskleiva. Erleichtert treten wir die Rückfahrt an.
Zwischen Flenjatunnelen und Gudvangatunnelen machen wir einen Abstecher nach Undredal zur kleinsten Stabkirche Norwegens. Das Dorf Undredal ist ein beschaulicher kleiner Ort mit vielen Obstbäumen und einem fantastischen Blick auf den Aurlandsfjorden. Die kleine Kirche ist wirklich niedlich. Sie wurde im Jahr 1147 gebaut und bietet ca. 40 Personen Platz. Als wir ankommen, wird sie gerade geschlossen. 30 NOK pro Person hätten wir aber vermutlich auch nicht ausgeben wollen.
Auf der Rückfahrt kommt es uns so vor, als würden wir eine andere Strecke als auf der Hinfahrt fahren. Im Sonnenschein sieht alles verändert aus, und die Landschaft entlockt uns »Ahs« und »Ohs« an Stellen, die wir vorher kaum zur Kenntnis genommen hatten. Die Kirche von Oppheim und der Tvindefossen im Sonnenschein fordern noch kurze Fotostopps.
Wildwasser
Bei einem Rastplatz will noch ein Wildwasserfluss abgelichtet werden. Den Rest der Strecke erfreuen wir uns einfach nur an der wundervollen Landschaft im Sonnenschein. Auch wenn wir den eigentlichen Zweck der Reise, die Fahrt mit der Flåmsbana, knapp verfehlt haben, so war doch auch wieder der Weg das Ziel, besonders auf der Rückfahrt.
Eingang zur Fløibanen
Die Wettervorhersage ist gut. Erst gegen Abend sollen Wolken aufziehen. Heute ist Bergen zum zweiten Mal dran. Um bloß nicht zu spät auf dem Aussichtsberg Fløyen zu sein – es könnte ja sein, dass die Meteorologen sich irren – schaffen wir es, eine Fähre früher zu nehmen. Bei strahlendem Sonnenschein nähern wir uns Bergen. Ein Parkplatz ist recht schnell gefunden, und unser erster Weg führt uns natürlich zur Fløibanen.
Die »Neue«
Für 50 NOK pro Erwachsenem und 25 NOK für Annika (inkl. Rückfahrt) bringt uns die neue Fløibanen (im November 2002 wurden die Wagen ausgewechselt) bei einer Steigung von max. 26% auf den Berg Fløyen. Wir haben sagenhaftes Glück, dass wir die Aussicht bei diesem Wetter genießen dürfen und können uns gar nicht satt sehen bzw. fotografieren. Wir spazieren noch ein wenig auf dem Fløyen umher, verspeisen unser »Matpakke« (Butterbrote) und genießen den Sonnenschein. Nach einem ausgedehnten Spielplatzaufenthalt treten wir die Rückfahrt in die Innenstadt an.
Hier spazieren wir zunächst durch das selbe Holzhausviertel, durch das wir auch am Montag schon gegangen waren. Was für ein Unterschied! Wir schlendern weiter zur Tyskebrygge, auf deren Rückseite gerade die Instandsetzung der alten Gebäude stattfindet. Nach einem kurzen Galeriebesuch geht es erst einmal zurück zum Auto. Wir müssen noch ein wenig Parkzeit nachkaufen und wollen unser Gepäck ein wenig erleichtern. Bei der Hitze zählt jedes Gramm.
Anschließend geht es kurz in ein Einkaufszentrum und weiter zu einem kleinen Jahrmarkt. Trotz Annikas nachdrücklich vorgetragenem Wunsch nehmen wir angesichts der Preise von einer Fahrt mit einem der Karussells Abstand. Da warten wir lieber, bis in Hamburg wieder Dom ist und fahren zu ca. einem Drittel der hiesigen Preise.
Der Bergener Fischmarkt gibt sich international
Wir wandern weiter zum Fischmarkt, wo wir drei Scheiben Lachs erstehen. Im Gegensatz zu den Jahrmarktattraktionen ist der Fisch ausgesprochen günstig zu haben (59 NOK/kg). Bei einem Obstgeschäft gönnen wir uns noch einen Korb Erdbeeren und machen uns dann langsam zum Parkplatz auf.
Auch warmgeräuchertes Walfleisch findet seine Käufer
Wie vorhergesagt, ziehen am Abend langsam Wolken auf. Den Sonnentag haben wir aber auf jeden Fall ausgiebig genutzt. Wieder zu Hause stellen wir fest, dass wir uns alle einen leichten Sonnenbrand zugezogen haben. Normalerweise kein Grund zum Freuen, aber auf diesen sind wir stolz. Wir haben ihn uns in der Regenhauptstadt Bergen
geholt!
Teure Verlockung
Zu unserem Lachs gibt es einen weiteren Riesling aus dem Rheingau. Die Erdbeeren, die wir vorgestern am Fjord gekauft hatten, waren allerdings besser als die (teureren) aus Bergen.
Heute ist Ruhetag. Das Wetter ist regnerisch, und wir brauchen nach all den langen Ausflügen einfach mal ein wenig Muße. Außerdem müssen wir langsam an unsere morgige Fahrt zu unserem nächsten Ferienhaus bei Byrkjelo denken und ein wenig aufräumen.
03.01.2013:
Werbeeinnahmen 2012 gespendet
18.11.2012:
Fotos 2012 hochgeladen
15.04.2012:
Fotos unserer 2011er Norweg...
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